Marte Meo – Entwicklungsunterstützung durch alltagsnahe Interaktion
- Blickpunkt Mensch
- 31. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Mit Selbsteinschätzungsbogen am Ende des Artikels
Im pädagogischen Alltag begegnest du vielen Herausforderungen:
Du begleitest Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen, unterstützt sie in ihrer Entwicklung und balancierst dabei zwischen Gruppenalltag, individuellen Förderzielen und Beziehungsgestaltung. Eine Methode, die dich dabei fachlich unterstützen kann, ist Marte Meo – ein Ansatz, der den Blick auf gelingende Kommunikation lenkt und dabei hilft, Entwicklung im Alltag gezielt zu fördern.
Was steckt hinter Marte Meo?
Marte Meo bedeutet „aus eigener Kraft“.
Das zentrale Anliegen dieser Methode ist es, Kinder (oder auch Eltern und Fachkräfte) so zu unterstützen, dass sie eigene Entwicklungsprozesse aus eigener Kraft bewältigen können. Entwickelt wurde der Ansatz von Maria Aarts in den 1980er-Jahren.
Im Mittelpunkt stehen kurze Videoaufnahmen aus Alltagssituationen, die gemeinsam analysiert werden. Ziel ist es, Entwicklungsbotschaften von Kindern zu erkennen und die Qualität der Interaktion zu stärken. Dabei wird nicht auf Defizite geschaut, sondern auf das, was bereits gelingt.
Interaktion im Fokus
Besonders im frühpädagogischen Bereich ist Beziehungsgestaltung zentral. Marte Meo stellt Fragen wie:
Wie vermittelst du einem Kind, dass es gesehen und verstanden wird?
In welchen Momenten braucht es Orientierung – und wie kannst du diese feinfühlig geben?
Wie schaffst du eine Atmosphäre, in der Lernen, Spiel und soziale Teilhabe möglich sind?
Typische Handlungselemente, die in der Methode aufgegriffen werden, sind etwa:
Blickkontakt und geteilte Aufmerksamkeit
Benennen von Handlungen, Gefühlen und Absichten
Positives Feedback auf gelungene Schritte
Klarer Handlungsrahmen durch kleine, überschaubare Impulse
Wofür ist Marte Meo hilfreich?
Du kannst Marte Meo nutzen, um
Entwicklungsprozesse gezielter zu beobachten und zu verstehen
Unsicherheiten im Umgang mit bestimmten Kindern zu reflektieren
sprachliche, soziale oder emotionale Entwicklung im Alltag zu begleiten
Beziehungen bewusst zu gestalten – auch in herausfordernden Situationen
Dabei geht es nicht um zusätzliche Förderprogramme oder „mehr Arbeit“, sondern darum, vorhandene Situationen gezielter zu nutzen: beim Wickeln, im Freispiel, in der Eingewöhnung oder bei Übergängen.
Warum ist das relevant für die pädagogische Praxis?
Gerade im Kindergartenalter verlaufen viele Entwicklungsschritte in enger Verknüpfung mit der Qualität von Beziehung und Kommunikation. Kinder brauchen Resonanz, Orientierung und Ermutigung, um neue Fähigkeiten auszuprobieren und innere Sicherheit aufzubauen.
Marte Meo macht diese Prozesse sichtbar – und eröffnet dir als Fachkraft die Möglichkeit, deine eigene Haltung und Wirksamkeit besser zu verstehen. Du lernst, differenzierter hinzuschauen, und entwickelst ein Gespür dafür, was ein Kind in einem bestimmten Moment braucht.
Weiterbildung als Reflexionsraum
Eine Weiterbildung in Marte Meo bietet die Möglichkeit, eigene Interaktionen systematisch zu reflektieren. Die Arbeit mit Videobildern ermöglicht einen Perspektivwechsel: Du siehst nicht nur, was du tust, sondern auch, wie es beim Kind ankommt. Dieser Ansatz unterstützt eine professionelle, selbstreflexive Haltung, die im Team weitergetragen werden kann.
Fazit:
Marte Meo ist kein starres Programm, sondern ein praxisnaher Ansatz, der dich dabei unterstützt, deine pädagogische Arbeit bewusster, klarer und beziehungsorientierter zu gestalten. In einer Zeit, in der Anforderungen steigen und Ressourcen oft knapp sind, kann es hilfreich sein, die Qualität im Kleinen zu sehen – und zu stärken.
Selbsteinschätzung: Wie gestalte ich entwicklungsfördernde Interaktion?
Ein Reflexionsimpuls für deinen pädagogischen Alltag
Beantworte die folgenden Fragen für dich – spontan und ehrlich. Es geht nicht um Bewertung, sondern um bewusste Wahrnehmung.
1. Blickkontakt & Aufmerksamkeit
🔲 Schaue ich Kinder im Alltag bewusst an, wenn ich mit ihnen spreche oder sie begleite?
🔲 Nehme ich wahr, wann ein Kind Blickkontakt zu mir sucht – und reagiere ich darauf?
2. Sprache & Benennung
🔲 Benenne ich regelmäßig, was Kinder tun, fühlen oder sagen, um sie sprachlich und emotional zu begleiten?🔲 Wiederhole ich wichtige Aussagen der Kinder, um ihnen Resonanz zu geben?
3. Entwicklungsbotschaften erkennen
🔲 Achte ich auf feine Signale, mit denen Kinder zeigen, dass sie etwas Neues ausprobieren wollen?
🔲 Gebe ich Raum, damit Kinder eigene Lösungen entwickeln können – auch wenn es länger dauert?
4. Beziehung & Ermutigung
🔲 Bestärke ich Kinder gezielt in dem, was ihnen gelingt – unabhängig vom Ergebnis?
🔲 Bleibe ich in Konflikten oder schwierigen Momenten emotional erreichbar und zugewandt?
5. Selbstreflexion im Team
🔲 Habe ich Gelegenheiten, über gelingende oder herausfordernde Interaktionen im Team zu sprechen?
🔲 Nutze ich bewusst Feedback (z. B. durch Video oder kollegiale Beratung), um mein Handeln weiterzuentwickeln?
Tipp: Nimm dir gezielt einen Moment aus deinem Alltag vor – z. B. eine Mahlzeit, ein Wickelvorgang oder eine Konfliktsituation – und beobachte dich mit diesen Fragen im Hinterkopf. Vielleicht entdeckst du dabei mehr Wirkung, als du vermutet hast.
Lass uns gemeinsam Stärke in den Kita-Alltag bringen!
Über die Autorin
Stefanie Milz ist systemische Beraterin und Expertin Weiterbildung und Mental Health. In ihrer Praxis unterstützt sie Fachkräfte durch Supervision, Fortbildungen und systemische Beratung dabei, Kinder in ihrer Widerstandskraft zu stärken.
Stefanie Milz
Erzieherin
Systemische Familientherapeutin (SG)
Zertifizierte Marte Meo Supervisorin
Systemische Supervisorin (SG)
Motopädagogin
Neurophysiologische Entwicklungstrainerin
Weiterführende Literatur und Ressourcen
Maria Aarts (2015): Marte Meo – aus eigener Kraft. Entwicklungsunterstützung durch Beziehung und Kommunikation. Klett-Cotta.
www.martemeo.comInternationale Marte Meo-Organisation mit Fachinformationen und


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